Bauen im Karst

Begriff des Monats:

Wieso soll «Karst» nicht alleinstehend verwendet werden?

Die alleinstehende Verwendung des Begriffes «Karst» im Sinne eines Sammelbegriffes für die Beschreibung von Formen, Aquiferarten oder Prozessen ist üblich, wird jedoch nicht empfohlen, da dies oft zu Mehrdeutigkeiten führt. Es wird empfohlen die expliziten Bezeichnungen zu verwenden, wie «Karstlandschaften», «Karsterscheinungen», «Karstaquifer», «Karsthohlräume» usw.

Folgend einige Beispiel dieser Mehrdeutigkeit die allesamt aus verschiedenen Ingenieurgeologischen Berichten zusammengetragen wurden:

• Original: «Beim Auffahren der Strecke wurde auf Tunnelmeter X Karst angetroffen.»

Empfohlen: «Beim Auffahren der Strecke wurde auf Tunnelmeter X ein Karsthohlraum angetroffen.»

• Original: «Es ist mit Karst zu rechnen.»

Empfohlen: «Es ist mit verkarstetem Gebirge zu rechnen.»

• Original: «Die Dynamik des Karstes führt zu ….»

Empfohlen: «Die Dynamik des Karstaquifers führt zu …»

«Karst» ist sensu stricto eine geographische Bezeichnung für ein aus Kalkstein aufgebautes Gebirge im Hinterland des Golfs von Triest. Mit der Entwicklung der Karstkunde als interdisziplinare Wissenschaft wurde der Begriff weltweit für vergleichbare Landschaften entlehnt. Seither wurde «Karst» oft im Sinne eines Sammelbegriffes verwendet. Solange die einzelnen Disziplinen unter sich kommunizierten, stellte dies auch nur bedingt eine Schwierigkeit dar. So war es für die Hydrogeologen/innen offenkundig, dass sie mit «Karst» den Karstaquifer meinten, oder für die Geomorphologen/innen, dass sie über die Karstlandschaft sprachen. Doch als die einzelnen Disziplinen begonnen sich auszutauschen, wurde diese Mehrdeutigkeit erkennbar. Insbesondere im Kontext von ingenieurgeologischen Fragestellungen, bei denen die interdisziplinäre Arbeitsweise für eine zweckmässige und nachhaltige Lösung unentbehrlich ist, sind diese Mehrdeutigkeiten offensichtlich und verlangen eine konsequente Begriffsverwendung.